21 Januar 2006

Der Scoop: Osthoff trug Lösegeld bei sich

Wie im Focus zu erfahren ist, trug Frau Osthoff mehrere tausend Dollar des Lösegelds bei sich.

"Susanne Osthoff hatte, wie jetzt bekannt wurde, zum Zeitpunkt ihrer Freilassung einen Teil des Lösegeldes bei sich. Mitarbeiter der deutschen Botschaft entdeckten in Bagdad mehrere tausend US-Dollar, wie FOCUS erfuhr. Sie fanden die mit Gummibändern zu Bündeln zusammengebundenen Scheine in Osthoffs Kleidern, als die Archäologin die Dusche der diplomatischen Vertretung benutzte. Als Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) die Seriennummern der Dollarscheine untersuchten, stellten sie eine Übereinstimmung mit dem von der Bundesregierung gezahlten Lösegeld fest."
Das wirft mehrere Fragen auf.

Erstens, in Bezug auf die Medientätigkeit unserer Geheimdienste bzw. des BKA. Es kann kaum Zufall sein, dass aus diesen Quellen wiederholt vertrauliche Informationen zu Frau Osthoff an die Öffentlichkeit gelangen. Verblüffend ist auch, dass diese Medientätigkeit unserer Dienste bislang ohne Gegenmaßnahmen durch die beaufsichtigende Regierung stattfinden.

Zweitens wäre zu fragen, ob diese Dollar sich vom Betrag her decken mit den Dollarbetrag, den Frau Osthoff während ihrer Entführung bei sich trug. Immerhin plante sie eine teilweise Barbezahlung von Mitarbeitern beim Aufbau der Karawanserei. Auf dem Weg dorthin ist sie gekidnappt worden. Vermutlich wurden die Kleider von Frau Osthoff auch von ihren Entführern intensiv gefilzt. Ich halte es demnach für durchaus denkbar - bei aller Vorsicht gegenüber dieser Erwägung - dass Frau Osthoff der ursprünglich beigeführte Dollarbetrag (von den ersten Entführern) abgenommen wurde - und sie diesen Betrag später dann zurück erhielt.

Drittens wird hier m.E. ein Licht auf die Rolle von Frau Osthoff während der letzten Jahre im Irak geworfen - und auch in Bezug auf den Widerstand gegen die Besatzung. Ihr Verhältnis zu ihren Entführern war wohl etwas besser, als man es im Fall einer entführten Achäologin vermuten kann. Dazu passt es, dass die Gewährung humanitärer Hilfe zu dem Lösegeld-Paket der Geiselnahme gehört hat.

Mir kommt das Ganze zunehmend wie eine Art Doppelagenten-Geschichte vor, bei der sich deutsche Geheimdienstkreise, warum auch immer, ausgesprochen verstimmt zeigen.

P.S. Wie diese BKA-Medienzusammenarbeit konkret funktioniert, sollte man den überaus sendungsbewussten Bruno Schirra fragen bzw. diese Leute mit dem seltsamen Alpenglühen in den Augen aus dem Iblis-Umfeld (mail2iblis@hotmail.com), welche - wie bei den gefakten Friktionen zu lesen - nicht nur einen Zugang zu Redaktionsmeldungen des Focus haben, und gerade an ihrem "zweiten Buch über radikalen Islam" schreiben, während sie aktuell "zwischen good ol' Europe und dem Nahen Osten" pendeln, sondern auch Scoops im Sinne der eigenen Ideologie landen. Sein "erstes" Hysteriebuch über den Islam hat übrigens die ISBN 3430179572.

+++ Update 22:19 Uhr +++
Der SPIEGEL meldet zur Sache:

"Gerüchte, die Summe könne aus einem möglicherweise gezahlten Lösegeld stammen, haben sich bisher nicht bestätigt."
+++ Update 23.01. (Hinweis von Hellblazer +++
Die Sueddeutsche meldet:

Susanne Osthoff sagt, ihre Entführer hätten ihr Teile des Lösegeldes gegeben, um sie "nicht mittellos" gehen zu lassen. Das Bundeskriminalamt bezeichnet den Fall als "etwas dubios", widerspricht aber Spekulationen, Osthoff habe mit den Geiselnehmern gemeinsame Geschäfte gemacht.

Das muss also auch dem BKA bekannt gewesen sein.

Was die Öffentlichkeitstätigkeit bestimmter Geheimdienstkreise angeht: Offenbar gibt es regelmäßige Versuche, mit Indiskretionen gezielt Einfluss auf die Öffentlichkeit nehmen zu wollen. Diese Kreise haben intime Kenntnis z.B. über Vorgänge in der deutschen Botschaft in Bagdad. Die Bundesregierung hat ein Problem. Übrigens auch die deutsche Presse, die sich in diesem Spiel bislang teils recht einfach funktionalisieren ließ.

7 Comments:

At 21 Januar, 2006 20:26, Anonymous Anonym said...

Tja Herr Dr., dieser Artikel klingt wie eine Flucht nach vorne :) Paßt auch deswqegen gut, weil sie noch vor dem SPON darüber schreiben und noch ehe weitere Fakten bekannt werden.

Mir persönlich ist es egal ob und was da noch rauskommt. Wenn es eine Ente war, so hat die Infamie gegenüber Frau Osthoff einen neuen traurigen Höhepunkt erreicht und wenn es stimmen sollte, so haben ein paar unkritische Osthoff-Apologeten unrecht gehabt.

 
At 21 Januar, 2006 21:17, Blogger Sven said...

wenn es stimmen sollte frage ich mich, warum Fr. Osthoff nicht verhaftet wurde als sie in Deutschland war. Bzw. überhaupt auch schon da vor Ort drauf angesprochen wurde - und nicht erst sowas "plötzlich" Wochen danach "durchsickert"...

Ich warte erst mal ab, was da noch rauskommt, solange halte ich es für wahrscheinlicher, dass Frau Osthoff in dem Geheimdienstedschungel in einem besetzten Land zwischen mehrere Stühle geriet (was imo da unten, als "Ausländer" mit verwandtschaftlichen Beziehungen ins Inland), schwer zu verhindern sein dürfte.

Dazu kommt noch die Feindschaft, die sie sich gegenüber der Kunstraubmafia verdient hat.

Da verhalten sich einige Leute höchst dubios.

Würde mich andereseits nicht wundern, Wenn sie einfach nur "ihr Geld zurückbekommen" hat und die Entführer das halt direkt aus dem Cash-Haufen genommen hätten, das sie grade bekommen haben.

 
At 23 Januar, 2006 10:32, Blogger Sven said...

lohnt sich, abzuwarten. Es stellt sich wohl heraus, dass Frau Osthoff auf das Geld angesprochen wurde, und da man sie nicht verhaftet hat davon ausgeht, dass ihre Erklärung plausibel erscheint. Die Entführer nahmen ihr knapp 3000$ ab, die sie bei sich hatte, und 3000$ hatte sie dann auch nach der Entführung in der Tasche - scheint, als ob ihr das Geld "wiedergegeben" worden ist.

Aber mal weiter abwarten, was noch kommt...

(vgl, hier http://www.sueddeutsche.de/,tt2m2/deutschland/artikel/694/68626/

 
At 23 Januar, 2006 12:27, Blogger Sven said...

mich persönlich, gebe ich zu, erschreckt es ungemein, wie schnell sich sofort Lynchbereitschaft zeigt, musst mal die Kommentare in meinem Osthoff-Artikel lesen, da freuen sich Leute regelrecht, dass man die Frau wieder hassen darf.

Und das bei mir ist noch harmlos, wenn man sich mal in verschiedenen Prollforen umtut, da geifert der Lynchmob mit formulierungen wie "Man hääte sie da unten verrecken lassen sollen, die blöde Sau" um den Preis des Unmenschen des Jahres.

Alles in allem zeigt der Fall Osthoff mir Dinge über unsere Gesellschaft und mancher Personen darin, die ich lieber nicht gesehen hätte :-(

 
At 23 Januar, 2006 17:36, Blogger Sven said...

so, und hier hört sich das alles doch endlich auch recht plausibel an:

http://www.stern.de/politik/ausland/:Fall-Osthoff%E2%80%93Der-Verdacht/553752.html

 
At 24 Januar, 2006 09:58, Anonymous Anonym said...

Anmerkungen zu Ihrem "ps":

1. Bruno Schirra

Bin ich nicht, kenn ich nicht.
2. "diese Leute mit dem seltsamen Alpenglühen in den Augen aus dem Iblis-Umfeld"

Bin ich nicht, kenn ich nicht. Der Linke hat allerdings ein gewisse Ähnlichkeit mit Martin Sonneborn (der ich auch nicht bin).

3 "Sein "erstes" Hysteriebuch über den Islam hat übrigens die ISBN 3430179572."

Ist nicht mein Buch, da - siehe Pkt 1.

Cheers!
iblis

 
At 02 Juni, 2011 18:04, Anonymous Viagra Online said...

Mir persönlich ist es egal ob und was da noch rauskommt. Wenn es eine Ente war, so hat die Infamie gegenüber Frau Osthoff einen neuen traurigen Höhepunkt erreicht und wenn es stimmen sollte, so haben ein paar unarte erst mal ab, was da noch rauskommt, solange halte ich es für wahrscheinlicher, dass Frau Osthoff in dem Geheimdienstedschungel iren Informationen zu der Sache duchaus stark interessieren. Im Dickicht der Machenschaften von Geheimdiensten die Wahrheit zu erfahren halte ich allerdings für äußerst schwierig!

 

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