12 April 2006

Moderne Fallenstellerei als Geschäftsmodell

(via Don via Basic Thinking)
Ich finde diesen Vorgang interessant, und zwar wegen bestimmter ordnungspolitischer Aspekte. Was sehen wir?

1. Wir sehen technischen Fortschritt in Gestalt sogenannter "digitaler Wasserzeichen", welche das automatisierte Aufspüren von Fotos und/oder Urheberrechtsverstößen im WWW ungemein erleichtern.

2. Wir sehen ein "kreatives Geschäftsmodell", welches neben einer optimierten Leimrutentaktik im Wesentlichen darin besteht, Internetbenutzer in Bezug auf fällige Lizenzgebühren hereinzulegen, um sie dann später sehr gründlich abzukassieren.

3. Bei seiner Gestaltung des Webangebots tut der Fallensteller nichts, um seine Bilder zu schützen und eine unzulässige Bildnutzung zu erschweren, aber fast alles, um einen "Missbrauch" von Urheberrechten zu beschleunigen, indem er z.B. eine "freie" Benutzbarkeit der Bilder suggeriert.

Staatlicher Schutz von Immaterialgütermonopolen z.B. für die Rechteinhaber-Agentur "Bulls Pressedienst" wird zusammen mit einer überzogen scharfen Rechtsprechung dazu genutzt, kaum nachvollziehbare (und in der realen Welt selten gezahlte!) "analoge" Lizenzgebühren (u.a.) einzutreiben, und zwar für ein Produkt, das vom hereingelegten (hier sogar minderjährigen!) Kunden niemals freiwillig und gezielt erworben worden wäre.

Zwei ordnungstheoretische Fragen dazu:

1. Handelt es sich bei den hochgradig kooperierenden Handlungen von "Bulls Pressedienst", "Kanzlei Pötzl & Kirberg" sowie angeblich privaten Internetseiten wie "wallpaperbase.com" um den Ausdruck von klassischen Schädigungswettbewerb im Sinne des Ordoliberalismus?

2. Warum ist es unserer Rechtsordnung eigentlich so, dass echte und materiell wirksame Schädigungshandlungen (hier oder z.B. Ladendiebstähle) vom Staat nur selten verfolgt werden, dass aber andererseits die Tätigkeit moderner Fallensteller (denen im Fall von Bildernutzung kein echter Schaden entstanden ist) rechtlich und richterlich geschützt wird?

6 Comments:

At 13 April, 2006 09:48, Anonymous Anonym said...

@ Dr. Dean

Sagen Sie bitte, wie geht es der Maus im ersten Bild ? Ich hoffe gut. Sonst haben wir hier einen handfesten Skandal a la "Dr. Dean quält puztige Maus für Traffic".

Handelt es sich um eine professionelle Stuntmaus ?

Warum haben Sie ihr keinen Sturzhelm gegeben ?

Haben Sie ihr ein entsprechendes Risikohonorar gezahlt ? Sozialversicherung abgeführt ? Nicht das Sie die Maus, den Repräsentanten der "kleinen Leute" um einen Hungerlohn ausbeuten um Traffic auf ihr Blog zu leiten.

Es ist Aufklärung gefordert ! Im Sinne der kleinen Leute !


Es grüßt,

der Lebemann

 
At 13 April, 2006 10:47, Blogger John Dean said...

Ach, die Maus. Die Maus? Ja, was die Maus angeht, da war das so: Ich schritt gerade in einem Garten der Erkenntnis und pfiff auf meiner Flöte ein (linksliberales) Lied.

Da kam sie.

Neugierig, und wie man ja wohl sehen kann, in zunächst bester Verfassung, mit sehr hübschen Augen und sehr gepflegten Schnurrhaaren.

"Was kann ich für dich tun?"

Das fragte sie mich mit einer Stimme, die entgegen allen gängigen Vorurteilen nicht fiepsig-piepsig klang.

Ich sagte: "Ich bräuchte für mein Blog ein echtes Schockerbild."

Wir beide setzten uns daraufhin auf die Wurzel allen Übels und blätterten durch ihr Fotoalbum, das sie zufällig gerade dabei hatte.

Sie so: "Das ist mein Bruder."
Ich so: "Gut getroffen."

Während wir also beide erörterten, ob das Bild ihres in einer Mausefalle steckenden Bruders für ein Familienalbum doch etwas zu krass sei, schlug sie vor, dies anhand eines Experimentes zu überprüfen, und ich könne bei der Gelegenheit ja für mein Blog ein paar Bilder flickern.

Ich so: "Und woher kriegen wir jetzt die Mausefalle her?"
Sie so: "Keine Sorge! Im Garten der Erkenntnis liegen an jeder Ecke Fallen rum, einige davon sogar völlig unbenutzt."

Ja, Lebemann, so war das.

 
At 14 April, 2006 17:44, Anonymous Anonym said...

Ich dachte, Wettbewerb ist immer Schädigungswettbewerb. Im Einzelfall ist bloß noch die Frage wer (z. B. ahnungslose User, alte Omas) oder was (z. B. Firma, Gemeinwesen) geschädigt wird.

 
At 14 April, 2006 22:15, Blogger John Dean said...

@nullanda
Schon komisch, diese destruktiven Kommentare von dir, die weder Interesse am Thema, noch sonst irgendein Niveau bei der Auseinandersetzung zeigen. Wie wäre es, wenn du woanders spielen gehst?

P.S.
Ich bin über die Kommentatoren/innen hier ansonsten froh. Wenn es einmal eine Ausname gibt, dann sage ich das frank und frei.

Es gibt auch Leute, die ich mir zurückwünsche, z.B. Rayson.

Tschüss Nullanda!

 
At 14 April, 2006 23:45, Anonymous Anonym said...

Nun ja, immerhin war mein Kommentar hier straight on topic, und du hättest ihn ja mal zum Anlass nehmen können zu erklären, was du unter "Schädigungswettbewerb" verstehst.

 
At 15 April, 2006 15:24, Blogger John Dean said...

Ach, nullanda, du weißt nicht einmal das?

Leistungswettbewerb = Wirtschaftliches Handeln, bei dem das Unternehmen mit Wettbewerbern darum konkurriert, den Kunden eine bestmögliche Leistung anzubieten, und zwar auf eine Weise, welche Dritte nicht schädigt.

Schädigungswettbewerb = Wirtschaftliches Handeln, bei dem das Unternehmen geringerwertige Leistungen bietet und zur Durchsetzung den Kunden, den Konkurrenten, Dritte oder den Wettbewerbsmechanismus gezielt beschädigt.

Schädigungswettbewerb ist eine Erscheinung von Marktversagen, welches gesellschaftliche Wohlstand vermindert.

Es ist daher Aufgabe guter Wirtschaftspolitik, Schädigungswettbewerb restriktiv, effektiv und mit aller Härte zu bekämpfen, und Leistungswettbewerb (z.B. durch transparenzerhöhende Maßnahmen) wirkungsvoll zu fördern.

Gute Wirtschaftspolitik richtet sich also vor allem auf die Wettbewerbsordnung, auf ihre Pflege und darauf, die Intensität von Leistungswettbewerb zu erhöhen (z.B. durch Durchführung von Privatisierungen in einer Form, welche die Zahl der miteinander konkurrierenden Anbieter erhöht), während z.B. Monopole und Schädigungswettbewerb durch Anwendung staatlicher Gewalt nachhaltig bekämpft bzw. zerschlagen werden.

Kurzum: Gute Wirtschaftspolitik ist ordoliberal. Sie beteiligt sich nur in Ausnahmefällen selbst am Wirtschaftsgeschehen, sucht den Staatsanteil auf ein tragbares Niveau zu begrenzen und ist auch deshalb vor allem auf die Errichtung und Pflege einer guten Wettbewerbsordnung fokussiert.

Ordo!

Keineswegs aber sollte man Ordoliberalismus mit dümmlichen Anarchokaptitalismus oder einem Freibrief für die wirtschaftlich Mächtigen verwechseln, ganz im Gegenteil.

Ordoliberalismus bekämpft Vermachtungsformen im Wirtschaftsgeschehen und stärkt Konsumenten, Arbeitnehmer und kleinere Anbieter zugunsten eines lebendigen, offenen, fairen, produktiven und vielgestaltigen Wirtschaftslebens.

Hast du Noch Fragen nullanda, zum Thema Leistungswettbewerb? Hast du überhaupt etwas Inhaltliches beizutragen?

Nein? Dann verabschiede dich bitte.

 

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