20 Februar 2014

Ich weine, Ukraine.

Ich weine, Ukraine.

Nach langer Zeit habe ich gebetet, und IHN angefleht, es möge sich, wider alle Wahrscheinlichkeit, doch noch ein Ende zum Guten finden. Möge diese Nacht, die kommen wird, keine blutschwarze Nacht sein. Der Himmel verfinstert sich, die Sniper haben Stellung bezogen, schon jetzt wurden über 60 Demonstranten und Journalisten weit überwiegend durch gezielte Kopfschüsse ermordet. Sie schießen sogar auf Rettungssanitäter, diese von Janukowitsch befehligten Mörder.

Nach dieser entsetztlich bösen Nacht kommen schlimme Wochen auf die Ukraine zu. Aber ich hoffe auf ein Wunder, mit der ganzen Kraft meines Hoffens, ich hoffe auf IHN. Und doch weine ich. Möge mein Beten und das Beten vieler anderer, Millionen von Menschen ein Wunder bringen. Nicht weniger ist in dieser furchtbaren, blutschwarzen Nacht nötig, die gerade herauf zieht. Ich weine, Ukraine.

14 Februar 2014

Verbotene Links - 1. Teil: Der Umgang mit Armen

Irgendwie bin ich heute über einen alten Eintrag von Shehadistan (eine Bloggerin der Maedchenmannschaft) gestolpert, wo sie sich über einen Zeit-Artikel empört. Dort beschreiben zwei Journalisten, wie mit ihnen in Berlin Neuköln umgegangen wurde, als sie sich als Obdachlose verkleidet haben:

Maria und Josef in Neuköln

Anschließend, auch zum Verständnis, ist es eine gute Idee, den Vorgänger-Artikel zu lesen:

Maria und Josef im Ghetto des Geldes

Shehadistan bemängelt, in typisch angriffslustiger Marnier eines angeblich "intersektional" auftretenden, radikalisierten Queerfeminismus, hier eine Vielzahl von Dingen und findet diese beiden Reportagen völlig inakzeptabel. Ihre Gründe, die sie für ihre Verdammung aufführt, halte ich für falsch und teils für richtiggehend bescheuert. Hier wird "Intersektionalität" imho nur vorgeschoben, moralischer Hochmut praktiziert - und es werden Reportagen und Journalisten nieder gemacht, die deutlich eher unsere Bewunderung verdient hätten. Tja, und schon wieder ist eine Bloggerin der Mädchenmannschaft in die Rigorisitätsfalle getappt.

Sorry. Shehadistan überzeugt mich mit anderen Beiträgen eher. Sie ist auch wirklich keine üble Bloggerin, trotz ihrer gelegentlichen Ausflüge ins "intersektionale" Moralspackentum.

Jedenfalls, die beiden Reportagen in der ZEIT sind auf alle Fälle sehr lesenswert! Ich bin sehr dankbar dafür, wenn sich Journalisten solche Mühe machen und damit auch sichtbarer machen, wie die Realität aussieht. Auch wenn, das dürfte klar sein, in beiden Fällen die Vorweihnachtszeit die Lage der beiden "Obdachlosen" etwas vereinfacht haben dürfte.

Umso schlimmer. Nachdem ich diese beiden Artikel gelesen habe, schwankte ich zwischen "sofortige Enteignung aller Bürger im Hochtaunuskreis" und "Vermögenssteuer schnell einführen!".

P.S.
Intersektionalität ist toll! Nur ist es eben nicht sonderlich "intersektional" eine Reportage zu verdammen, welche den Umgang mit Armen sichtbar macht. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gerne mal prüfen, ob sich unter den Verdammungen der MaeMa-Bloggerinnen noch andere journalistische Perlen finden.

Vermutlich ist das so...

13 Februar 2014

Jan Fleischhauer trifft es auf den Punkt: Zur Causa Sarrazin

Jan Fleischhauer schreibt aktuell:
Sarrazin sehnt sich nach der Anerkennung der Kreise, in denen er sich bewegt hat, als er noch der etwas schrullige, aber geschätzte Finanzexperte war, und nicht der umstrittene Bestsellerautor. In diesem Milieu ist Sarrazin durch seine Bücher zum Außenseiter geworden. Das ist die Ausgrenzung, die ihn schmerzt und gegen die er eigentlich anschreibt. Im Fall Sarrazin liegt eine Verwechslung vor. Nur weil einem eine bestimmte Elite die kalte Schulter zeigt, heißt das noch lange nicht, dass die Meinungsfreiheit in Deutschland gefährdet sei.
Da schreibt mit Jan Fleischhauer jemand, der Sarrazin offenkundig gut kennt und ausgezeichnet einschätzen kann. Mir fehlen allerdings zwei Aspekte:

Erstens, die Rede vom angeblich unterdrückerischen "linken Meinungsklima" bzw. von der Unterdrückung neurechter Meinungen durch ein Klima der  "political correctness" (hä?) ist von Beginn an (nicht nur, wenn sich Sarrazin entsprechend äußert) eine Vermarktungstrategie. Die Rechten und Neurechten haben sich schon immer gerne als verfolgte Unschuld ausgegeben, um aus dieser Warte heraus Minderheiten und die Gesellschaft mit Hassparolen zu überziehen. Das ist ja so schrecklich "subversiv" und "mutig", hetzerische Ansichten zu verbreiten.

Das ist tatsächlich ein Klassiker.

Zweitens, die meisten Rechten und Neurechten, die sich über "political correctness" beschweren, die haben ein sehr großes Problem mit Meinungsfreiheit. Sie ertragen es schlicht nicht, wenn ihnen jemand widerspricht. Genau an dieser Stelle, so auch bei Sarrazin, kommt das Geheule über die angeblich furchtbare "political correctness". Der Hobby-Eugeniker Sarrazin ist geradezu ein Paradevertreter dieses neurechten Gejammers. Kaum ein Mensch ist mir bekannt, der so eklatante Probleme damit hat, wenn ihm jemand in der Sache widerspricht. Sogar dann, wenn sich Sarrazin - wie er es verschiedentlich getan hat - Statistiken wild herbei lügt (!), dann hält er es für den Audruck von schlimmster "political correctness", wenn er auf dieses böse intellektuelle Foul hingewiesen wird.

Sarrazin, der Jammerlappen.