20 Juli 2006

Nach dem Krieg (Carl Zuckmayer)

Nach dem Krieg

Die Welt von vorgestern ist untergegangen. Es ist gut.
Auch die Kanonen sind alle untergegangen.

Nun bin nur noch ich da und mein Pferd. Mein Pferd hat eine Granatsplitterwunde. Wenn es geheilt ist, werde ich es wieder besteigen und ... wohin? Es gibt ja keine Richtung mehr. Ich wäre sonst wohl gegen Osten geritten. »Gen Osten.« So hieß es doch. Ja ...

Aber die Welt ist untergegangen. Wohin?

Ich reite in eine silberne Unendlichkeit. In einen weltlosen Tag. In einen nachtlosen Glanz, der nicht von Sonne oder Sternen ist (Die Welt ist untergegangen. Einst. Es war einmal. Ihre letzten Geräusche sind längst verklungen.) Nur noch das Leben ist da. Das Leben ... was sollte auch die Welt dabei? Das Leben ist da. Alles ist Erfüllung. Bräutlich. Entkettet. Aufgetan.

Ich bin ein Regen und sinke bewusstlos, wunschlos, hingeschenkt auf Herzen und Hände, dürstende Felder voller Saat und Sehnsucht Immer neu gebiert mich G~ttes gütige Wolke.

Carl Zuckmayer, am 01. Juni 1918 in der "Aktion"

Leseeempfehlung von Dr. Dean:
Autobiografie von Carl Zuckmayer "Als wär´s ein Stück von mir" - Erinnerungen (Preis ca. 50 Cent im Gebrauchtbuchhandel)

1 Comments:

At 22 Juli, 2006 12:42, Anonymous Anonym said...

Nach´m Krieg ist vor´m Krieg...

MfG

Dani

 

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