Der Ethikbeauftragte
Der Ethikbeauftragte
In meinen Verein bin ich eingetreten
weil mich ein alter Freund darum gebeten,
ich war allein.
Jetzt bin ich Mitglied, Genosse, Kollege -
das kleine Band, das ich ins Knopfloch lege,
ist der Verein.
Wir haben einen Vorstandspräsidenten,
Beiratsvorsitzenden und viele Referenten
und obendrein
den lästigen Krach der oppositionellen
Minorität, hach, die wird doch glatt zerschellen
in mein´ Verein
Ich bin Ethikbeauftragter seit drei Wochen
Ich will ja nicht auf meine Würde pochen -
ich bild mir gar nichts ein...
Und doch ist das Gefühl so schön zu wissen:
sie können mich ja gar nicht missen
in mein´ Verein
Da draußen bin ich nur ein armes Fritten
Hier bin ich - und Mann und wohlgelitten
in vollen Reihn
Hoch über uns da schweben die Statuten
Die Abendstunden schwinden wie Minuten
in mein´ Verein
In mein´ Verein werde ich erst richtig munter
Auf die, welche nicht drin sind, seh ich hinunter
was kann mit denen sein?
Stolz klappern die Abzeichen der Beiratsmitglieder,
Kuratoren, Förderkreisler usw. - immer wieder!
dort schwadronieren wir von Demokratie und Rechten
und Transparenz (wobei wir nicht an uns selber dächten)
in mein´ Verein
Für Freiheit, Ordnung und Selbstverpflichtung
Ach wie toll ist doch die unsre Richtung!
nur Kritik könn´ wir nicht verzeihn
Zu schwer wiegt die Fahne, die wir mutig tragen
Nun, zur mir da könnse ruhig "Trottel" sagen
da werd ich mich sicher garnicht erst verteidigen
Doch wenn sie unsren Laden gleich so grob beleidigen...!
Nee, das geht nicht, in mein´ Verein
Da steigt mein urdeutscher Anwaltsstolz!
Ich mahn Sie ab! Unsre Freiheit! Gut Holz!
Hier leb ich.
Und will auch einst begraben sein
in mein´ Verein.
gez. Lothar Lammfromm
P.S.
Ich werde ab wohl jetzt den Gedichtesonntag einführen. Das hier war Teil 1.
7 Comments:
Ein wenig holprig, aber nicht schlecht.
Ob er das Gedicht verdient hat, der Ethikbeauftragte?
Ich versuche es mal ganz vorsichtig: Bei aller berechtigten Empörung über das Verhalten des "Ethikbeauftragten" von TI Deutschland - ein wenig riecht das nach "Alle Blogger an die Kanonen - neues Ziel gefunden". Wenn hier wegen eines Vorfalls gleich die Prinzipientüte geraucht wird (wie im Rebellmarkt z.Z.), ohne dass mehr als dieser eine Fall plus allgemeine Ressentiments gegen "die in Berlin" kommt...also, ich weiss nicht. Ich bin ziemlich weit entfernt von "denen in Berlin" und sicher kennen sich andere da besser aus. Aber dann bitte auch ein wenig mehr Substanz. Solange ein Hans Leyendecker im Beirat von TI sitzt, halte ich es mit der Wikipedia: "assume good faith". Hat eigentlich mal jemand vor dem Hallali bei TI nachgefragt und die Hintergründe geklärt?
@Claudia
Diese Frage hab ich mir auch schon gestellt. Nun: Dieser Ethikbeauftragte nicht.
@Schreibvieh
Der Vorgang selbst (also das hier seltsame und überaus empfindliche Verhalten von TD) wäre mir eher kein Eintrag wert gewesen.
Obwohl: Die Nutzung angekündigter UEs und Abmahnungen als gezielte Androhung eines empfindlichen Übels zwecks Unterdrückung freier und zulässiger Meinungsäußerung - und dies in Verbindung mit einer standeswidrig kurzen Fristsetzung und in Verbindung mit einem flapsigen "Ich erspare mir, auf die Einzelheiten einzugehen" - das ist durchaus interessant, zumal, wenn die betreffende Organisation ausgerechnet "Transparency Deutschland" heißt.
In Verbindung mit einem recht schäbigen Umgang mit einem verdienten Mitarbeiter ist das ein ziemlich übler Treppenwitz, finde ich.
Und was das Nachfragen angeht: Das wird Montag ff sehr gründlich passieren.
Um ehrlich zu sein, mein Kommentar ging nicht spezifisch in Deine Richtung (sry, wenn ich Dein Blog dafür benutzte), sondern war eine Äusserung zur allgemeinen Stimmungslage im Gallischen Dorf.
Solche Briefe gehen doch ständig an irgendwelche Leute, oder? Alleine dieses Schreiben rechtfertigt es vielleicht nicht, gleich die ganze Organisation in der Pfeife zu rauchen, oder? Wie wäre es den vor den Blogs abgelaufen? Jemand (jetzt: die Bloggerin) hätte in z.B. einem Stadtmagazin ihren Beitrag geschrieben, jemand von TI hätte ihr diesen Brief geschickt, sie hätte einen befreundeten Jurastudenten befragt und die ganze Sache (weil völlig lächerlich) ignoriert. Natürlich wäre da auch nicht mehr viel gekommen von Seiten TI.
Und heute? Heute schreibt eine Bloggerin einen Beitrag, den (nach eigener Aussage) noch viel weniger Menschen gelesen haben als in jedem x-beliebigen Stadtmagazin. Selbiger Ethikbeauftragter schreibte seine Mail, das Gallische Dorf erwacht und schwupps: "Das grosse Berliner Republikstontaubenschiessen". Scheinbar ohne das mal jemand vorher mit TI über die Hintergründe gesprochen hat wird nun aus einer Kündigung in der Probezeit ein "recht schäbige[r] Umgang mit einem verdienten Mitarbeiter".
Nicht falsch verstehen (und auch keine Paranoia :-): Ich verteidige TI nicht, ich kenne die kaum und die Hintergründe des "Falls" erst Recht nicht. Aber ich halte mal fest das bis heute keiner mit TI gesprochen hat sondern dies auf die üblichen Bürostunden (also ab Montag) verschoben wurde. Klingt für mich immer noch nach "wir" (die Blogger) gegen "die" (die "Etablierten").
@ Dr. Dean:
darf man Vorschläge unterbreiten ? Danke.
"Nachhaltigkeitsreferat"
"GleichstellungsbeautragTeR"
böten sich für Alltagslyrik ebenfalls an.
Herzlicher Gruß,
Lebemann
Wer sich fragwürdig verhält (hier Transparency wg. Abmahnung an Bloggerin, wg. Kündigung nach Gehaltsforderung, wg. "Urheberrecht" am Anwaltsbrief), braucht sich mE nicht zu wundern, wenn die Bloggerwelt dieses Verhalten anprangert.
Unabhängig davon, welche hochmögenden Persönlichkeiten im Aufsichtsgremium sind, sollte der, der moralisch argumentiert, auch moralische Maßstäbe an sein eigenes Verhalten anlegen.
Kommentar veröffentlichen
<< Home