25 Januar 2008

IWH: Das Propaganda-Institut aus Leipzig

Zunächst hatte ich geglaubt, dass folgende Berichterstattung ungenau sei:
Offen sei auch, wie sich ein Mindestlohn auf die Arbeitskosten der Unternehmen auswirken würde. Sollten die Unternehmen in der Folge die Preise ihrer Produkte erhöhen, bedeute dies einen sinkenden Reallohn. Auch das wäre hochgradig unsozial. "Das Ziel existenzsichernder Löhne würde so nicht erreicht", schreibt das IWH.
Leider ist es wahr - und es handelt es sich beim IWH in Halle offenkundig um volkswirtschaftliche Analphabeten, welche nicht einmal das volkswirtschaftliche Einmaleins beherrschen. Die Vorstellung, dass die Einkommenswirkung eines Mindestlohns (z.B. in Höhe von 7,50 Euro) umgehend durch "sinkende Reallöhne" neutralisiert würde, ist so atemberaubend dumm, dass man die umgehende Schließung des IWH fordern muss.
(Bild: Creative Commons von Aunt P)

Ein weiterer Defizitbereich ist die allzu unkritische Berichterstattung der Medien. Sie verbreiten derlei Meinungsmüll willig weiter, sobald er zuvor von von Nachrichtenagenturen wie Reuters oder DPA veröffentlicht wurde. Offenbar gibt es weder bei den Agenturen, noch in den Wirtschaftsredaktionen ausreichend Journalisten, welche die eklatante Unwissenschaftlichkeit derartiger Propaganda-Behauptungen zu erkennen vermögen. Bzw. sich trauen, diese angemessen zu kritisieren.

Ich persönlich halte einen pauschalen Mindestlohn in Höhe von 7,50 dennoch für zu hoch. Allerdings, bedingt auch durch die rasante Inflation bei Grundnahrungsmitteln und Heizkosten, plädiere ich inzwischen für ein Niveau in Höhe von 7,10. Zusätzlich sollten die Midijob-Regelungen bis in den Bereich von 1200 Euro ausgeweitet werden - refinanziert durch eine weitgehende Streichung von Großverdiener-Privilegien in der Sozialversicherung, dadurch, dass die Jahresarbeitsentgeltgrenze und die Beitragsbemessungsgrenze vervierfacht werden, bei gleichzeitiger Einführung von linear ansteigenden solidarischen Mindestbeiträgen für Bestverdiener.

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7 Comments:

At 26 Januar, 2008 14:33, Anonymous Anonym said...

Warum nicht gleich ganz die Beitragsbemessungsgrenzen abschaffen?

 
At 26 Januar, 2008 16:26, Blogger John Dean said...

Ich fürchte, das ist u.a. aus verfassungsrechtlichen Gründen schwer. Dazu kommt, dass wir voraussichtlich auf viele Jahre hin in Deutschland eine politstrategische Situation haben werden, wo an der CDU bzw. FDP nicht vorbeiregiert werden kann*.

Vor diesem Hintergrund erscheint es mir bedeutend einfacher zu sein, die Beitragsbemessungsgrenze und die Jahresarbeitsentgeldgrenze zu erhöhen.

(Die Bevorzugung der verbleibenden Privilegierten wird bei einer massiven Erhöhung vermutlich auf Dauer unhaltbar werden - insofern wird eine Erhöhung der Grenzsätze eine politische Dynamik entfalten, an deren Ende der komplette Wegfall der Versicherungsprivilegien für Besserverdiener stehen würde)

* Bei dieser Einschätzung wäre es mir lieb, wenn ich mich damit irre.

 
At 03 Februar, 2008 15:02, Anonymous Anonym said...

Daß die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns umgehend durch steigende Preise neutralisiert (also in voller Höhe kompensiert) würde, wie Du schreibst, lese ich aus der IWH-Pressemitteilung nicht heraus.

Ich lese aus ihr lediglich, daß eine Folge des GML steigende Produzentenpreise zur Folge haben können, die wiederum zu sinkenden Reallöhnen führt, ohne diese aber quantitativ zu beziffern. Und daß der Reallohn sinkt, wenn das allgemeine Preisniveau steigt, ist nunmal eine schwer zu bestreitende Tatsache.

Im übrigen liegt der Fokus der Pressemitteilung nach meinem Empfinden auf den Auswirkungen, die ein GML auf die Beschäftigung haben würde und nicht auf dem Preissteigerungseffekt. Dieser wird ganz am Schluß und unter Vorbehalt ("nicht genau abschätzbar") aufgeführt.

Die von Dir konstatierte "atemberaubende Dummheit" existiert also eher nicht, mithin können wir das IWH wohl noch etwas leben lassen.

 
At 04 Februar, 2008 02:59, Blogger John Dean said...

@ spritkopf

Lustiger Nick, übrigens!

Mit der Logik hast Du es nicht so, Verzeihung!, jedenfalls - und das muss nicht unbedingt falsch sein - interpretierst Du die Institutsmitteilung enorm zu deren Gunsten.

Es ist ein charakterlich guter Zug, finde ich, wenn man anderen gegenüber nicht gleich - wie ich es hier tue - völlige Blödheit unterstellt. Zumal man bei einem Wirtschaftsforschnungsinstitut nicht unbedingt mit extremsten Erscheinungen menschlicher Dummheit rechnen muss.

(M.E. wäre die Gegenthese hierzu übrigens noch plausibler...)

Leider aber hat man seitens dieses Instituts in der besagten Pressemitteilung geschrieben:

--- schnipp ---

"Das Ziel existenzsichernder Löhne würde so nicht erreicht."

--- schnapp ---

Es ist also ganz eindeutig - und m.E. nicht interpretierbar. Ich wüsste nicht wie.

Anders gesagt: Dieses Institut, das offenkundig unangemessen viele Trottel beschäftigt, behauptet, dass die preissteigernde Wirkung* von Mindestlöhnen den Effekt hätte, dass das Preisniveau so sehr steigt, dass daraufhin die Zielsetzung von Mindestlöhnen verfehlt werden würde.

Sorry:

Wer immer als Wirtschaftswissenschaftler einen derartigen ausgeprägten Zusammenhang behauptet, der hat es verdient, dass man ihn mit Schimpf und Schande aus der Wissenschaft verjagt.

Das Institut muss geschlossen werden. Denn es taugt nichts.

* Grobe, und sehr zu Gunsten einer eventuellen Preissteigerung ausfallende Schätzung:

Man könnte bei betroffenen 10 % der Beschäftigten und einer durchschittlichen Lohnerhöhung von etwa 15%, sowie bei einem Lohnkostenanteil von 1/3 und einer Preiselastizität von max. 0,8 also davon ausgehen, dass es einen "Inflationseffekt auf Basis von Mindestlöhnen" in Höhe von maximal 0,35% kommen könnte.

Wie diese 0,35% Preiserhöhung in der Lage sein sollen, "das Ziel existenzsichernder Löhne" verfehlen zu lassen, kann das Institut gewiss nicht erklären.

Niemand kann das erklären.

Aber das Institut behauptet es. Ich meine, mit einer Schließung erhielte dieses Institut optimale Hilfe.

 
At 04 Februar, 2008 09:36, Anonymous Anonym said...

Lies Dir bitte nochmal durch, was Du geschrieben hast, nämlich "dass die Einkommenswirkung eines Mindestlohns (z.B. in Höhe von 7,50 Euro) umgehend durch "sinkende Reallöhne" neutralisiert würde"

Neutralisiert. Und genau das steht nicht (und auch nicht sinngemäß) in der Pressemitteilung und war der Anlaß meines Postings.

Im übrigen zu Deiner Inflationsrechnung: Du unterschlägst, daß es bei sehr deutlichen Lohnsteigerungen im Mindestlohnsegment auch zu Lohnsteigerungsdruck in den höheren Lohnsegmenten kommen wird (Stichwort Lohndifferenz zwischen minder- und höherqualifizierten Mitarbeitern), abgesehen davon, daß der mittlere Stundenlohn bei den vom Mindestlohn beeinflußten Arbeitsplätzen 6 EUR beträgt (Quelle: Verdi-Studie), entsprechend einer Lohnsteigerung von 25% (von den von Verdi geforderten 9 EUR = 50% Lohnsteigerung mal gar nicht zu reden). Aber das nur nebenbei.

 
At 04 Februar, 2008 14:34, Blogger John Dean said...

Die Verdi-Studie: Der dort ermittelte "Durchschnitt" berücksichtigt nicht die Lohnhöhendifferenzierung zwischen Vollzeit-Jobs und Teilzeit-Jobs.

Würde man diese Jobs entsprechend ihrer Beschäftigungsumfänge gewichten (eine Notwendigkeit, z.B. wenn man inflatorische Wirkungen ableiten wollte), dann käme schon mal ein höherer Durchschnittslohn heraus.

Außerdem sollte man m.E. im Bereich der Gastronomie Trinkgelder bei der Ermittlung berücksichtigen. Nicht unwichtig - weil eben kein kleiner Bereich, gerade in diesem Segment.

Dazu kommt, dass Verdi in seiner Erhebungsmethodik - schon seit längerem - enorme Mängel hat. Verdi ist nicht dafür bekannt, eine Vorliebe für besonders robuste wirtschaftswissenschaftliche Methoden zu pflegen...

Man liegt nicht falsch, wenn man Verdi unterstellt, politische Panikmache zu betreiben und - genau dafür - die durchschnittliche Lohnhöhe in Niedrigverdiener-Segementen zu untertreiben.

Tatsache ist: Für 5 Euro arbeitet in unserem Land praktisch NIEMAND - und schon garnicht in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. Ich gehe eher von einem Wert von 6,30 Euro bis 6,60 Euro für den Bereich der untersten 10% der regulär Beschäftigten aus.

(Vermutlich liegt der Durchschnitt in diesem Segment des Arbeitsmarktes sogar noch etwas höher)

Die irregulär Beschäftigten wird man mit einer Mindestlohnregelung ohnehin nicht treffen. Daher werden sie in Bezug auf die diskutierte Fragestellung von mir ignoriert, obgleich es hier mittelbare Folgeeffekte geben kann, übrigens, ganz ensprechend zur Argumentation, die Du anführst. Denn tatsächlich orientieren sich Menschen am "Nachbarn", und seien es Nachbarn im Sinne des Lohnnivaus.

Wieder zurück zur Ausgangsfrage: Zwischen 6,45 Euro (das wäre der Wert, den ich ansetzen würde) und einem Zielnivau eines Mindestlohns von 7.20 Euro (was die oft angegebenen 7,50 Euro zwar unterschreitet, aber erstens politisch durchsetzbarer ist und zweitens, mein 10-Prozent-Kriterium ziemlich punktgenau erfüllt) wiederum liegen 75 Cent bzw. rund 12 Prozent.

Je nachdem, welchen "Sicherheitsabstand" bzw. welchen Mindestlohn man wählt, kommt man dann auf die 15 %, von denen ich am Anfang sprach.

Die Lohn erhöhende Wirkung eines derartigen Mindestlohns wäre also - eigentlich - gar nicht so groß, nicht einmal im untersten Segment. Allerdings sollte man die Bedeutung einer geringfügigen Erhöhung gerade für Niedrigstverdiener nicht unterschätzen. Dazu kommt der notwendige Effekt hinsichtlich der Missbrauchsbekämpfung, der aus ordoliberaler Sichtweise - wenn man mal davon ausgeht, dass Arbeitsmärkte besonders im untersten Bereich nur unvollkommen funktionieren.

Was Du ansprichts mit einer angeblichen bzw. tatsächlichen Lohnabstandswirkung, ist nicht völlig von der Hand zu weisen (gerade für benachbarte Lohnbereiche), allerdings ist es so, dass die von Dir genannten mittleren Einkommen sich eben nicht am Niveau der untersten Einkommen orientieren.

Insofern ist der von Dir genannte Effekt in seiner tatsächlichen Wirkung absolut randständig - und ist, meines Wissens, auch bislang nirgendwo nachgewiesen worden, sofern man sich dabei tatsächlich auf das unterste Lohnniveau konzentriert.

Es gibt sogar einen paradoxen Effekt, wenn man so will, einen Solidaritätseffekt, der Deiner Argumentation entgegen läuft: Bezieher mittlerer Einkommen sind (überraschender Weise, jedenfalls für Hayek-Anhänger) gar nicht so selten sogar zu geringfügigen Lohneinbußen (!) bereit, wenn die untersten Einkommensbezieher davon unmittelbar profitieren.

Auch ein kleines Stück weiter gedacht, macht Deine Argumentation keinen Sinn.

Wenn Du meinst, dass verschiedene Einkommensklassen so stark aneinander gebunden seien, dass Erhöhungen in einem kleinen Segment automatisch Folge-Erhöhungen in anderen Segmenten nach sich ziehen würde, dann müssten die in den letzten beiden Jahrzehnten explodierten Manager- und Spitzengehälter zu einer deutlichen Steigerung der mittleren Einkommen beigetragen haben.

Das Gegenteil war der Fall.

Das macht durchaus Sinn: Die u.a. für Gehälter verfügbare Geldmenge in Unternehmen ist nicht beliebig dehnbar bzw. über Preiserhöhungen erweiterbar. Ich hatte - eigentlich fahrlässig großzügig - daher mit einer Elastizität von 0,8 gerechnet.

Tatsächlich liegt die Elastizität deutlich niedriger, vermutlich eher im Bereich von 0,4.

(was dann übrigens bedeuten würde, dass die Preisauftriebswirkung von Mindestlöhnen dann auf maximal 0,2 Prozent begrenzt sein würde)

Was aber bedeutet das für Unternehmen? Nun, einfach gesagt, es ist im Ergebnis ein Verteilungskampf. Da in der Regel eben nicht (!) die komplette Personalkostensteigerung an die Kunden weitergegeben werden kann, geht dies auf Kosten der Gewinnmarge (diese ist volkswirtschatlich gesehen ohnehin eher überhöht) sowie auf Kosten anderer Einkommensbezieher innerhalb des Unternehmens.

Damit kommt es also - das ist übrigens valide nachweisbar - zum genau gegenläufigen Effekt, mit dem Du argumentierst.

In seltenen Fällen magst Du mit Deiner Argumentation trotzdem richtig liegen, aber wie gesagt: An dem Preiselastizitätsargument kommst Du damit nicht vorbei. Und dieses ist eindeutig ausschlaggebend.

Noch mal eine Randbemerkung hinsichtlich des Beschäftigungseffektes von Mindestlöhnen:

Ein i.d.R. kleiner Teil des lohnsteigernden Effektes von Mindestlöhnen wird durch Rationalisierungen aufgefangen, wobei - anders als es Volldeppen wie HW Sinn behaupten - hier dann Beschäftigte aus allen Lohnstufen betroffen sind, und nicht etwa bevorzugt Niedriglohnempfänger.

Geht man davon aus, dass die oben diskutierte Elastizität zu 0,1 bis o,15 Prozentpunkten durch ebenjene Rationalisierungswirkung reduziert wird, kann man sogar die Beschäftigungswirkung von Mindestlöhnen modellieren. Mindestlöhne kosten Arbeitsplätze, zumindest im Modell. Grob geschätzt würde ich davon ausgehen, dass insgesamt 0,2 Prozent - was nicht wenig ist - der Beschäftigungsbasis in Gefahr steht, wovon sich etwa die Hälte als Arbeitslosigkeit konkretisieren könnte. Ein Mindestlohn in Höhe von (ca. 7,10 Euro bis 7,50 Euro) würde etwa 30.000 Jobs kosten.

Merkwürdigerweise, so klar die modelltheoretischen Zusammenhänge sind, lässt sich eine derartige Wirkung ökonometrisch so gut wie nie feststellen.

Es scheint sogar so zu sein, dass moderate Mindestlöhne den Beschäftigungsgrad einer Volkswirtschaft erhöhen (!), was meiner Meinung nach mit der Anreizwirkung auskömmlicher Löhne erklärt werden kann.

Geht man davon aus, dass rund 3,5 Millionen Beschäftigte von den Mindestlöhnen betroffen sind, so scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dass Mindestlöhne, zumal unter den Bedingungen eines tatsächlich vorhandenen Sozialstaats, eine echte Anreizwirkung auf einen Teil der Arbeitslosen ausüben könnten, welche auf dem Wege einer Push-Wirkung den gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungsgrad erhöhen.

Kann man das quantifizieren oder abschätzen? Schwierig. Geht man davon aus, dass diese Anreizwirkung bei nur etwa 5% der korrespondierenden Arbeitslosen besteht, so handelt es sich immer noch um einen Personenkreis von 150.000 Beschäftigten.

(Die angesprochene Push-Wirkung könnte ich - dafür benötige ich dann allerdings Platz zur Erklärung - vernünftig begründen)

Wenn diese Pushwirkung im Umfang von 0,35 bis 0.5 zur Geltung gelang und sich wiederum zu etwa 1/3 in beschäftigungsausweitende Weise auswirkt (jeweils einigermaßen realitisch geschätzt anhand des mir vorliegenden Datenmaterials), dann ergibt sich ein beschäftigungsausweitender Effekt im Umfang von etwa 30.000 Personen.

Damit wäre das Beschäftigungssaldo eines Mindestlohns zunächst augeglichen, man müsste allerdings noch versuchen, den Effekt auf die globale Wettbewerbssituation sowie die Situation der Sozialkassen abzuschätzen.

Auch hier würde ich, vorausgesetzt, wir haben es mit moderaten Mindestlöhnen zu tun, mit einem Ausgleich der jeweiligen Effekte rechnen, wobei es, interessanter Weise, ab einem bestimmten Punkt zu einem "Umschlagen" kommt, das heißt, ab einer bestimmten Mindestlohnhöhe übersteigt die beschäftigungsvernichtende Wirkung von Mindestlöhnen die kompensierenden Wirkungen.

(wofür ich wiederum ziemlich viel Raum zur Erklärung benötigen würde)

Aber selbst, wenn Mindestlöhne in der Summe rund 10.000 Jobs kosten, dürften diese, sofern man die Verbesserung der Lebensverhältnisse und die Entlastung der Sozialkassen in die Überlegungen einbezieht, mit Leichtigkeit gerechtfertigt sein.

Polemisch zugespitzt: Was zählen schon 10.000 verlorene Jobs, wenn sich die Lebensumstände von 3,5 Millionen Menschen fühlbar verbessern?

Eben.

Und noch etwas anderes:

Wenn Du - in der sprachlichen Taktik des systematischen Umwertens logischer Zusammenhänge typisch übrigens für heutige Hayek-Anhänger - davon sprichst, dass das bekloppte Institut nicht "neutralisiert" gesagt hätte, kannst Du dennoch nicht bestreiten, dass es eben dies (tatsächlch eher im Sinne von "weitgehend neutralisiert") gemeint war.

Andernfalls würde die Argumentation dieser wirtschaftspolitischen Vollidioten keinen Sinn ergeben: Warum sollten diese ökonomischen Institutswirrköpfe von einem ihrer Meinung nach völlig unbeachtlichen Effekt warnen und diesen dann auch noch dafür verantwortlich machen, dass "die Zielsetzung" damit "verfehlt" würde???

Nein, sorry. Entweder hast Du wirklich ein Problem mit Deinem logischen Denkvermögen, oder Du willst es einfach nicht wahr haben, dass sich dieses Institut grob geirrt haben könnte.

Weil Du nämlich ideologisch bist. Für Ideologen liegt es immer nahe, Dinge zu ignorieren bzw. abzuwerten, welche ihrem eigenen Weltbild zuwider laufen.

Indes, ich bin mir sicher:

Wer immer im Fall moderater Mindestlöhne behauptet, dass Lohnverbesserungen in Höhe von durchschnittlich 15% (Du meinst sogar: 25%) durch inflatorische, gegenläufige Effekte relevant tangiert würden, der argumentiert nicht seriös.

Und dieses Institut schon garnicht. Es sollte geschlossen werden.

 
At 04 Februar, 2008 21:32, Anonymous Anonym said...

Ich streite mich gerne mit Dir darüber, ob und inwieweit ein Mindestlohn positive oder negative Auswirkungen hat. Wo aber für mich eine Diskussion sinnlos wird, ist, wenn ich ein Schildchen umgehängt bekomme, auf dem "kein logisches Denkvermögen, Hayek-Anhänger, Ideologe" steht.

Kommen wir mal zum ersten Vorwurf meines "Problems mit logischem Denken", den Du ja schon mehrfach wiederholt hast. Du behauptest, der Satz "Das Ziel existenzsichernder Löhne würde so nicht erreicht." würde eindeutig besagen, daß die Lohnerhöhungen durch inflationsbedingten sinkende Reallöhne neutralisiert oder von mir aus auch "weitgehend neutralisiert" wurde, also im Endeffekt einer Reallohnsteigerung von 0% (oder annähernd) entspräche.

Wenn aber der GML eingeführt wird, um eine existenzsichernde Lohnhöhe zu erreichen, dann führt alles, was diese Lohnhöhe schmälert, wieder zu einer nicht existenzsichernden Lohnhöhe. Wäre dies nicht so, müßte der GML erst gar nicht eingeführt oder er müßte niedriger gesetzt werden. Ergo, wenn eine zusätzliche Inflation von 0,3% den GML faktisch um diese 0,3% abwertet, führt dies, wenn man strenge Logik anwendet, zu einer nicht existenzsichernden Lohnhöhe. Und das ist genau das, was in der Pressemitteilung steht. Für den Effekt des nicht-existenzsichernden Lohnes ist nicht notwendig, daß eine Inflationsrate in gleicher Höhe wie die Lohnerhöhung diese auf faktisch 0% reduziert. Deine Logik ist nicht in Ordnung, nicht meine.

Zum zweiten Vorwurf, dem des Hayek-Anhängers. Wo Du das nun herhast, ist mir schleierhaft. Meine Vermutung ist, Du hast einmal auf meine Startseite geschaut, einen Link auf Cafe Hayek entdeckt und messerscharf geschlossen "der muß Hayek-Anhänger sein". Und da Hayek weithin verteufelt wird, darf man mir das "für Hayek-Anhänger so systematische Umwerten logischer Zusammenhänge" unterstellen und hat den allgemeinen Beifall sicher. Wenn Du allerdings etwas genauer geschaut hättest, dann hättest Du vielleicht auch den Link auf Krugman entdecken können und sogar die beiden Blogeinträge vor ein paar Tagen, die sich damit befassen, warum Krugman und Cafe Hayek sich in meiner Blogroll befinden.

Zum dritten Vorwurf, dem des Ideologen, muß ich gar nicht viel schreiben. Außer vielleicht, daß diejenigen mit den ideologischen Scheuklappen ja grundsätzlich immer die anderen sind.

Ich hätte in Deinen Ausführungen zum Mindestlohn einiges gefunden, was diskutierenswert wäre. Die Diskussion auf eine persönliche Ebene zu ziehen, schätze ich jedoch gar nicht und werde das Gespräch daher an dieser Stelle abbrechen.

 

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