27 Februar 2011

Jolly Roger in Hamburg: reaktionär bis in die Knochen!

Habe mir am Wochenende das Hannoverspiel mal im Jolly Roger gegeben. Nette Gäste (wirklich nette Gäste!), der Espresso war genießbar, die erste Halbzeit auch. Lustig war die Begrüßung einer Wasserwerferbesatzung, die in ihrem Fahrzeug in Kriechtempo am Jolly Roger vorbei schlichen und wie blöde reinglotzten. Insofern eigentlich ein gelungener Nachmittag.

Was mich aber extremst abnervte, das war eine Bedienung, die zweimal in Höchstgeschwindigkeit aus dem Laden rausschoss, um harmlose Flaschensammler derbe anzurüpeln, deren Vergehen schlicht darin bestand, am Jolly Roger vorbei zu laufen. Irgend so ein abgebrochner älter, grauhaariger, fast glatzköpfiger Zwerg, der sich wie der Besitzer des Jolly Roger gerierte, wiederholte diese widerliche Nummer dann ein drittes Mal - und überzeugt mich als Gast damit davon, dass ich nie wieder einen Fuß in diesen Laden setzen werde, dessen Mitarbeiter offenkundig reaktionär bis in die Knochen sind. Die Sache mit Fegebank kann ich mir jetzt auch locker zusammenreimen. Vermutlich sind den Mitarbeitern des Jolly Roger die Trinkgelder zu Kopf gestiegen, oder sie halten sich schlicht für etwas Besseres.

Widerliches Pack! Nie wieder Jolly Roger!

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23 Februar 2011

In welchen arabischen Ländern kommt es noch zur Revolution?

Zwischenstand: In drei Ländern siegte die Revolution der Bevölkerung, in Tunesien, Ägypten und Libyen (abgesehen von einer Armeebasis inmitten von Tripolis ist Libyen inzwischen befreit). Der Irak hat m.E. schlechtere Aussichten bei der Entwicklung wirklich demokratischer Strukturen, trotz seiner Wahlen und die massive Unterstützung durch die USA, könnte aber als "dreiviertelbefreit" gelten. Das sind also vier Staaten, und man könnte - trotz der systematischen Benachteiligung der arabischen Bevökerung auch noch die arabische Bevölkerung Israels als "dreiviertelbefreit" einstufen, was vor dem Hintergrund der Besetzungstätigkeit Israels und ihrer Konsequenzen für die betroffene Bevölkerung vielleicht etwas zynisch wirken mag - aber zutrifft. Auch der Libanon hat schon recht weite Schritte auf dem Weg zu einer Demokratie unternommen, trotz starker interner Spannungen und einer stark geteilten Bevölkerung gibt es dort immerhin Pressefreiheit und einen funktionierenden Parlamentarismus.

Als erstes Fazit könnte man ziehen, möglicherweise aber voreilig: Eine demokratische Befreiung, die mitten aus der Bevölkerung kommt, hat bessere Aussichten als die "militärische Befreiung", wie sie im Irak probiert wurde. In mehrfacher Hinsicht ist jedenfalls die Bush-Doktrin gescheitert, und auch die Verachtung von Al Jazeera seitens der angeblich auf Freiheit setzenden US-Neocons. Der Irak bzw. die demokratisch (und als Abwehr von Massenvernichtungswaffen) gemeinte Besetzung des Irak hat keineswegs die Demokratisierung der arabischen Staaten verursacht, geschweige denn beschleunigt.

Als zweites Fazit könnte man sagen, dass der Versuch einer brutalstmöglichen Unterdrückung einer Demokratisierungsbewegung in Libyen und anderen Staaten gescheitert ist.

In Algerien, Jordanien, Yemen und Bahrain, vielleicht auch in Marokko (sofern ich die Berichterstattung richtig deute), wird es zu einer Art "Demokratisierung von oben" kommen, besonders in Algerien werden hier gerade große Schritte vorgenommen. Wer bleibt von diesen demokratischen Entwicklungen in den arabischen Ländern z.Zt. noch ausgenommen? Wenn ich es richtig sehe, handelt es sich nur noch um einige Kleinstaaten wie Kuwait, Katar, Oman und Mauretanien - sowie um Saudi-Arabien. Eine demokratische arabische Union könnte schon in wenigen Jahren in Greifweite liegen und einen großartigen Kooperationspartner für die EU darstellen.

Als drittes Fazit - und diesen Befund finde ich besonders wichtig - muss man auf die Bedeutung eines demokratisch orientierten Presse- und Medienwesens verweisen. Ohne Al Jazeera wären die neuen und für viele überraschenden demokratischen Entwicklungen in den arabischen Ländern kaum möglich gewesen.

Und so paradox es sein mag: Eine bislang demokratiefernes Regime, nämlich Katar, sowie der Fortschrittswille von Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani, machten Al Jazeera und die Demokratisierung Arabiens möglich. Vermutlich war es seine militärische Ausbildung in Großbritannien, die ihn zum Demokratisierer machte. Und, auch hier ist die Vermutung begründet, die Ausbildung vieler ägyptischer und tunesischer Militärs in Deutschland und den USA war ein bedeutender Faktor dafür, dass sich das Militär dieser Länder auf die Seite der Demokratiebewegung gestellt hat.

Zurück zur Ausgangsfrage: Welcher arabischer Staat kommt als nächster? Ich denke, die zweite Welle der arabischen Demokratisierung wird die oben skizzierte "Demokratisierung von oben" sein, und wir werden in den nächsten Jahren eine Art "demokratisches Wettrüsten" der arabischen Länder erleben - einen Wettkampf darum, wer die besten und schnellsten Demokratisierungsfortschritte macht!

Ich vermute, die ölreichen Kleinstaaten werden bei diesem Demokratierungswettkampf eine Ausnahme bilden, auch Saudi-Arabien - allerdings werden auch in diesen Staaten die modernen und demokratienahen Scheichs und Herrscher an Gewicht gewinnen. Also werden wir in den nächsten Jahren auch aus Saudi-Arabien gute Nachrichten hören. Und der Iran?

Der kommt auch noch. Ich schätze, in spätestens zwei Jahren ist es soweit.

+++ Vorabmeldung: Heute abend wird Comical Gutti der Doktortitel von der Uni Bayreuth in einem Schnellverfahren aberkannt - und zwar schäbiger Weise "auf seine Bitte hin" ganz einwandfrei, weil sein Schummel aufflog. +++

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14 Februar 2011

Iran: Tag des Zorns - Übersicht und Updates

Vorab: Bitte stellt in den Kommentaren News und Meldungen ein - ich werde sie im Lauf des Tages einpflegen! Weitere Updates folgen. Stay tuned!

Irans Machthaber zittern vor Angst, dass die Grüne Bewegung neu zu Leben erwacht- gleichzeitig verlassen sie sich auf einen Machtapparat, der im Vergleich zu Ägypten totalitärer arbeitet und besser organisiert ist. Besonders schlagkräftig, im wahrsten Sinn des Wortes, sind die Basiji-Milizen (bzw. eingedeutscht, Basidsch-Milizen), welche sich ironischer Weise, übersetzt, "die Mobilisierten der Unterdrückten" nennen - während sie tatsächlich die mobilen Kräfte der Unterdrückung sind bzw. schlichter formuliert: bezahlte Hooligans. Hier sieht man sie heute, wie sie sich auf ihren typischen Motorrädern behelmt und je zu zweit in großer Zahl in Richtung Studentenviertel/Teheran fahren.

Zeitungsberichte über die heutigen Ereignisse im Iran:
Die Zeit über die präventive Festsetzung von Oppositionellen
Die NZZ mit einem brauchbaren Übersichtsartikel und Hinweis auf Unruhen in Isfahan
Die Presse mit Übersichtsartikel sowie Anmerkungen des türkischen Präsidenten Gül

Youtube-Videos von den heutigen Protesten:
Die Enghelab-Straße (Teheran) ist wie so oft unter der Kontrolle der Demonstranten
Noch ein Video aus dem Studentenviertel in Teheran, leicht abseits der Hauptstraßen
Auch an anderen Stellen in Teheran rumort es - man achte auf die Angst der Passanten
Ein Überblicksreport von Al Dschazera über die die heutigen Ereignisse im Iran

Manche mögen vielleicht etwas enttäuscht sein über die bislang "kleine" Dimension der Proteste im Iran. Man vergesse bei einer Wertung aber nicht das große Risiko der Demonstranten! Nun, es beginnt immer mit den Mutigsten und Verzweifelsten. Dort, wo sich z.B. die iranischen Studenten sicher fühlen, dort gibt es eine sehr große Mehrheit gegen die iranische Diktatur (Marg bar Diktatur!) - hier sieht man aus dem Dezember 2010 (!) viele Studenten beim Singen der Freiheitshymne. Anders gesagt: Mögen die Proteste heute auch vergleichsweise klein ausfallen, mag der Iran und sein Regime von den steigenden Ölpreisen im Augenblick profitieren, mögen eine Million Basidsch gegen die Demokraten stehen - schon ein kleiner Funke kann die Lage ändern.

Lasst uns auf Freiheit hoffen!

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07 Februar 2011

13 Fakten über Ronald Reagan

  1. Reagan war ein großsprecherischer, verantwortungsloser Ideologe
  2. Ronald Reagan verdreifachte in kurzer Zeit die nationalen Schulden
  3. Reagans Wirtschaftspolitik erzeugte Stagflation und Währungskrisen
  4. Reagan senkte Steuern für die Reichen- und erhöhte sie für die Übrigen
  5. Reagan tat alles, um den teuren, militärindustriellen Komplex zu vergrößern
  6. Reagan versagte bei der Kontrolle und Verminderung des Wettrüstens
  7. Reagans Rolle im Umgang mit Diktaturen war, wenn überhaupt: negativ
  8. Reagan versorgte sowohl den Iran, als auch den Irak mit Waffen...
  9. Reagan senkte den Wohlstand seines Landes - der Lohnmedian sank
  10. Das Reagansche Staatsparadox: Während Reagan die Kosten des Staates nach oben jazzte, verringerte er den Nutzen des Staates für die Bürger
  11. Unter Reagan gedieh politische Korruption und Elitenbegünstigung
  12. Reagan handelte oft protektionistisch - gegen den freien Warenverkehr
  13. Die Effekte von "Reagonomics" belasten Amerika noch heute
Reagan wird von amerikanischen Rechtsextremisten, Tea-Party-Aktivisten, Glenn Beck, Sarah Palin, sozialdarwinistischen Libertären und Republikanern geradezu als Gottheit behandelt. Gemessen an deren Standards (z.B. verantwortliche Finanzpolitik, sinkende Staatslasten) müssten sie eher Bill Clinton verehren (siehe Artikel im Slate).

Die spinnen, die Amerikaner. Genauer gesagt, der rechte politische Block in den USA spinnt.

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06 Februar 2011

Ein Bild aus Ägypten: Die neue Normalität - und das, was auf uns zukommt

Statt vieler Worte:

Die Welt fragt sich, wie wohl die neue Normalität in Ägypten aussehen wird. Fröhlich, demokratisch und ganz selbstverständlich wie in Tunesien? Eine Rückkehr zu den Verhältnissen unter Mubarak, nur eben mit dem Unterschied, dass Suleiman den Dikator gibt?

Wenn man bedenkt, welchen großen Einfluss die amerikanische Politik hat, könnte man Schlimmstes befürchten, zumal Dreckschweine wie Frank G. Wisner (der amerikanische Gesandte) offenkundig kein Problem mit der Fortsetzung der ägyptischen Diktatur haben. Diese Geheimdienstler, Waffenschieber bzw. deren politische Helfer mögen zwar von der Obama-Administration zur Zeit gebändigt werden, aber von genau diesem Zuschnitt sind diejenigen, welche auf Arbeitsebene die Zusammenarbeit von Ägypten mit den USA regeln. Wie gesagt: Kleptokratiehelfer. Neoliberale Folterfreunde. Dreckschweine.

Das Bild oben zeigt m.E. aber den dabei entscheidenden Aspekt: Die Ägypter werden sich nicht mehr unterdrücken lassen. Sie haben dem eigenen Militär die entscheidende Richtung gegeben, und sehr vieles deutet jetzt darauf hin, dass in Ägypten eine Entwicklung stattfinden wird, die zwischen dem Kurs der türkischen AKP-Demokraten und dem tunesischen Weg liegen wird. Die vormals völlig verteufelten ägyptischen Muslimbrüder werden zu einem bedeutenden Faktor der Demokratisierung werden und haben bereits angedeutet (imho ist das sensationell), dass sie sich an die Verträge mit Israel gebunden fühlen.

Wenn alles optimal läuft, wird der künftige Präsident in Ägypten Amr Musa heißen - und die Tür weit aufreißen für Frieden, Fortschritt und Demokratie nicht nur in Ägypten, sondern in den meisten arabischen Ländern, vermutlich inkl. der Errichtung eines arabischen Binnenmarktes. Wichtige künftige Schritte hierbei sind imho die Gewährung echter Pressefreiheit in Ägypten und der vollständige Umbau des Polizeiapparates. Wenn die Obama-Administration klug ist, wird sie genau das zur Bedingung der weiteren Zusammenarbeit mit Ägypten machen - und damit ein großes demokratisches Aufbauwerk unterstützen. Der EU kommt u.a. die Aufgabe zu, die ägyptischen Kleptokraten zu enteignen, auch, damit für den Aufbau der ägyptischen Demokratie genügend Geld zur Verfügung steht, z.B. die rund 40 Milliarden Dollar (!), die allein vom Mubarak-Clan dem ägyptischen Volk geraubt wurden.

Nicht das "Kalifat" (die wahnhafte Angst der Tea Party in den USA), sondern die Europäisierung Arabiens steht bevor. Sogar das Schlagwort von "Eurabien" wird in den nächsten Jahren einen gewissen Gehalt gewinnen, allerdings völlig anders, als es von bellizistischen Neocons, xenophoben Islamhysterikern, sozialdarwinistischen Rechtslibertären und anderen gefährlichen Politdeppen voraus gesehen wurde - nämlich als Raum für Frieden, Fortschritt und Demokratie.

Vielleicht wird sogar die von den USA gestützte, weltweit Terror verbreitende wahabitische Diktatur von Saudi Arabien ins Wanken geraten. Das wäre für den Frieden in der Welt, so schätze ich es ein, weitaus wichtiger als jegliches Engagement "des Westens" in Afghanistan und Pakistan.

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Na super. Meine Katze hat jetzt entdeckt, welchen Heidenspaß (ihr!) es macht, wenn sie Gegenstände aus den Regalen räumt und gezielt herunter wirft. Auf besonderes Interesse stoßen bei ihr nicht mehr die Fische (die kennt sie schon), sondern die diversen Verpackungen und Tütchen mit Fischfutter. Erstens, riechen die so gut. Zweitens, sie rascheln auch noch - und fast so geil wie zusammengeknüllte Bäckereitüten. Drittens, das Herrchen sammelt die ganzen Tüten in der Küche so gerne wieder auf, räumt sie ein - und der Spaß kann von vorne beginnen!

(*seufz*)

Frage: Soll ich Madam fotografieren - oder gleich filmen?

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[ ] Nix
[ ] Schreib lieber was über die FDP
[ ] Was über Ernst Abbe

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