19 Mai 2008

Ich stelle gerade fest, dass ein intelligenter, lebenslustiger Menschen einen guten Ratschlag von mir angenommen hat.
(Rubrik: Kleine Freuden)

17 Mai 2008

Gute und überfällige Hinweise auf den rassistischen Alltag in deutschen, schweizer und italienischen Redaktionsstuben gibt Klaus Jarchow anlässlicher der italienischen Progrome gegen Roma.

15 Mai 2008

Gerüchteküche: John Edwards ist Obamas Kandidat für die Vizepräsidentschaft, sein "running mate".
(Ich tippe mal, dass das dem Spiegelfechter sehr gefallen wird)

Update: Die Sueddeutsche weiß es besser.

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14 Mai 2008

Einige "pro-amerikanische" deutsche Blogger werben für Terror. (via Holgi). Andere deutsche Blogger (aka: Verbissene Liberale) laufen sich schon mal in Sachen "Migrantengewalt" warm oder erklären, warum systematischer Terror gegen Migranten und Journalisten nichts besonderes sei und keine gesonderten staatlichen Maßnahmen rechtfertige. Brrr! Nur, warum? Es könnte irgendwie damit zu tun haben.

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13 Mai 2008

Steingart tillt mal wieder.

Weil Obama im Vorwahlkampf der Demokraten vorn liegt, spricht Gabor vom "Verrat der US-Medien". Wer sich als US-Journalist weigerte, Obama als komplett substanzlos zu charakterisieren, ist in seinen Augen ein "Hurenbock".

Steingart verweist bei dieser Gelegenheit, paradox genug, auf die Grundsätze und Qualitätsanforderungen des journalistischen Berufes, was in Anbetracht seiner üblen und hochparteilichen Berichterstattung absurder wäre als eine eventuelle Gattentreue eines Hurenbocks. Steingart, dessen "Korrespondentenberichte" so spärlich tröpfeln, dass man an einen von der SPIEGEL-Redaktion finanzierten Erholungsurlaub in den USA glauben könnte, hält sich selbst für gut informiert, und beklagt die Kompetenzmängel und Parteilichkeit (!) seiner Kollegen usw. usf.

Ein konkretes Beispiel: IT-Einsparungen im US-Gesundheitswesen

Dem sich für überaus kompetent haltenden Gabor Steingart fällt bis heute nicht auf, dass die von ihm so gelobte KV-Reform von Hillary Clinton nicht vernünftig finanziert ist und zudem hochwindige Behauptungen erhält wie z.B. einen Selbstfinanzierunsgbeitrag der KV-Reform durch angebliche jährliche Einsparungen in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar im Fall der von Lobbyisten promoteten Einführung eines teuren staatlichen Kranken- und Krankheitsinformationssystems.

Es ist ja nicht so, dass eine IT-Modernisierung im amerikanischen Gesundheitswesen eine komplett schlechte Idee wäre (Obama hat ähnliche Pläne, allerdings in realistischerer Ausführung), nur lassen sich damit - wie jeder kompetente Journalist schnell herausfinden wird - nie und nimmer die von Clinton behaupteten 10 Milliarden Dollar pro Jahr einsparen.

Gabor Steingart ist nicht kompetent.

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11 Mai 2008

Zitat:
"Aufgabe einer gesunden, auf Grundsätzen christlicher Ethik ruhenden Wirtschaftsordnung muss es also sein, die Wirtschaft so zu organisieren, dass
  1. die Versuchung zum Mißbrauch wirtschaftlicher Macht, zur egoistischen Ausbeutung des Nächsten, zum Arbeitseinsatz des Menschen als seelenloser Maschinenteil, zu rücksichtslosem Niederkämpfen des Konkurrenten mit unlauteren Mitteln, zu trägem Genuss von Reichtümern möglichst vermindert wird und stattdessen -

  2. die Arbeit als Segen statt als Fluch empfunden wird, in dem sie die sittlichen und intellektuellen Kräfte des Wirtschaftenden anfeuert, statt sie zu lähmen und niederzudrücken; dass möglichst viele ihr Werk mit Freude tun, weil der Tüchtige hoffen darf, ein Stück voranzukommen im wirtschaftlichen Lebenskampf, jeder aber auf zuverlässigen Schutz in wohlerworbenen Rechten und auf gerechte Entlohnung seiner Arbeit rechnen kann und nicht allzu große Sorge zu haben braucht, jede Arbeitsmöglichkeit zu verlieren."
Quiz: Wer sagte denn sowas? Und: Ist das bereits Sozialismus?

Ich stelle gerade fest, leicht erschreckt, erstens, dass ich in Fragen der Wettbewerbspolitik und Wirtschaftsordnung noch völlig am Anfang stehe, zweitens, dass die Erkenntnisse und Diskussionen der sog. Freiburger Lehrgemeinschaft verschüttet zu werden drohen (während ein Blender wie Raffelhüschen als wirtschaftswissenschaftliche Lichtgestalt gehandelt wird), und drittens, dass die Möglichkeiten einer auf fairen Leistungswettbewerb zielenden Rechtsordnung durch den Vorrang der EU in "Wettbewerbs"fragen inzwischen ziemlich stark eingeschränkt sind. Dabei meint die EU, dass ihr in allen Fragen ein totaler Vorrang gebühre, die sich nur irgendwie als "europäisches Wettbewerbshindernis" (gemeint: Handelshindernis) auffassen lassen - und dazu gehören dann leider auch viele jener nationalen Rechtsbereiche und potentiellen Regelulierungswünsche, welche das eigentliche Wettbewerbsgeschehen verbessern sollen, wo also z.B. Kundenmacht und Arbeitnehmermacht gestärkt wird, wenn diese auf ansonsten übermächtige Wirtschaftsinteressen stoßen.

Übel in Bezug auf die tatsächlich verwirklichte Wirtschaftsordnung wirkt m.E. dabei auch die von tausenden Lobbyisten vorangetriebene EU-Tendenz zur Ausweitung der Geltungsbereiche bzw. Stärkung der Verwertungsmöglickeiten beanspruchter Patent- und Urheberrechte, welche einen Prozess der wirtschaftlichen Machtkonzentration fördern und Märkte bzw. die dort gehandelten Produkte von einem lebendigen Wettbewerb zunehmend abschotten oder dazu führen, dass für kleinen und mittlere Marktteilnehmer erhebliche Hindernisse zum Marktzugang aufgestellt werden. Es findet, hier gefördert von der EU, ein Prozess zur Verrechtlichung des Wirtschaftsgeschehens statt, der tatsächlich wettbewerbsmindernd wirkt und insbesonders kleineren Marktanbietern hohe Transaktions- und Marktzugangskosten auferlegt.

Vielleicht wäre es in diesem Zusammenhang hilfreich, wenn man den "Zugang als Anbieter zu ökonomischen Märkten" als Bürgerrecht auffassen würde - und gezielt (auch: rechtliche) Kleinunternehmerprivilegien schafft bzw. ausbaut.

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06 Mai 2008

Vorhersage (für heute Nacht)

Indiana: + 2,5 % Clinton
North Carolina: + 7,5 % Obama

Anschließend (also nach den Siegen von Clinton in Ohio, Pennsylvania usw.) hat Barack Obama einen Vorsprung bei den Delegierten von 140 Stimmen. Clinton wird sich feiern lassen, viele Medien werden auf diesen Zug aufspringen - und einige Tage später wird herausgefunden, dass Obamas Vorsprung nicht mehr einholbar ist. Das Rennen um die Kandidatur ist damit gelaufent. SpOns Steingart wird aus seinem Loch krabbeln und seinen zweiwöchentlichen Korrespondentenbericht verfassen, wo er das unvermeidliche Ende des "Winterkönigs" Obama ankündigt. Anschließend wird Hillary Clinton im Rennen aufgeben. Wenige Monate später wird McCain die Präsidentschaftswahl verlieren.

Und alles wird gut.

+++ Update | Ergebnisse +++

Indiana
Obama: 49,1 %
Clinton: 50,9 %

North Carolina
Obama: 56,7 %
Clinton: 41,9 %

1. Hillary Clinton gewann in Indiana knapp, und deshalb, weil viele tausend "Rush Limbaugh Chaos Republicans" dem Aufruf des reaktionären Radiomoderators gefolgt sind, und Hillary Clinton gewählt haben. Sie taten dies, um die Vorwahl der Demokraten zu stören, und zu verlängern. Diese Wähler, die evtl. bis zu 4 Prozent des Elektorats in Indiana ausmachen, geben an, dass sie bei der Präsidentschaftswahl nie im Leben Clinton wählen würden und in jedem Falle McCain.

2. Der Wahlsieg für Barack Obama fiel insgesamt größer aus, als es erwartet wurde. Clinton kann das Delegiertenrennen nicht mehr gewinnen, auch nicht mit den Stimmen der Superdelegierten. Das Rennen ist aus. Allerdings gibt es einen großen Anreiz für Clinton, weiterzumachen, und sei es, um ihren Ruf zu retten: Denn die verbleibenden Vorwahlen in den kleinen Staaten West Virginia, Kentucky und Montana werden voraussichtlich Erdrutschsiege für Clinton bringen.

3. Ich könnte mir in den Hintern beißen. Beim Ergebnis in North Carolina hätte ich mit spielerischer Leichtigkeit eine bessere Vorhersage (als meine 7,5 %) machen können, wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, die Demographie dieses Staates genauer anzuschauen.

4. Die intensiven Wahlkampf-Attacken seitens der Clinton-Kampagne auf Reverend Wright, den Ex-Pfarrer von Obama, haben dazu geführt, dass inzwischen 95% (ein wirklich hoher Wert!) aller Schwarzen Obama wählen. Sie sehen in dieser Art der Wahlkampfführung einen Fall von Rassismus. Ich teile diesen Eindruck. Beim künftigen, von Karl Rove geleiteten Wahlkampf der Republikaner für McCain und gegen Obama werden sich diese Tendenzen noch verstärken. Es wird eine befremdliche Welle von Schmierantentum, Rassismus und anderen Formen von Hass geben.

Die letzte Trumpfkarte der Republikaner.

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03 Mai 2008

Eigenverantwortung, Freiheit und Liberalismus - Widersprüche

Die Unterwerfung und Selbstunterwerfung von sozial/ökonomisch Schwächeren unter den Gesetzen des Marktes ist unter den Bedingungen der als "Chancengesellschaft" missdeuteten realen Sozioökonomie oft und zu oft kein Schritt der Selbstverantwortung, sondern vielmehr die Billigung des Verlustes individueller Autonomie. Das Stichwort "Eigenverantwortung" wuchert zu einer dreisten Ohrfeige des Individuums, sobald es zur Abweisung vernünftiger sozialstaatlicher und marktregulativer Forderungen dient - und damit zur Obstruktion von Chancengleicheit. Es ist unverschämt, wenn unsere ökonomischen und politischen Eliten die "Eigenverantwortung" ausgerechnet derjenigen anpreisen, die von einer angemessenen sozioökonomischen Teilhabe weit entfernt sind.

Die heutigen Liberalen, sofern man die klientelwirtschaftliche FDP als Bezugspunkt wählt, verhöhnen mit ihrem Reden über Eigenverantwortung den Gedanken von Freiheit, wenn sie ausgerechnet von denen Eigenverantwortung einfordern, welche nur über ein Minimum an Autonomie verfügen.

Freiheit ohne Teilhabe ist wie Luft ohne Sauerstoff.

02 Mai 2008

Preisexperimente im Oligopol

Marktwirtschaft paradox: Begünstigt durch Oligopolstrukturen im Lebensmittel-Einzelhandel und bei Zulieferern (u.a. Molkereien), hatten sich die Akteure auf Anbieterseite dazu verabredet, dem niedrigen Preisniveau in Deutschland ein Ende machen zu wollen - und u.a. die Milchprodukte drastisch verteuert, und zwar ein Mehrfaches von dem Ausmaß, das sich aus der Verteuerung der Rohstoffpreise ergab.

Ein erhöhter Milchabgabepreis der Bauern (ca. 5 Cent) endete mit Preisaufschlägen im Einzelhandel von teils 30 Cent in der Spitze. Verarbeitete Produkte wie Joghurt und Käse wurden sogar im Durchschnitt um rund 35 bis 40 Prozent teurer. Schluss mit den Niedrigpreisen! So hieß es in den Handelszentralen, und sehr glücklich teilte man die dabei entstandenen Gewinne zwischen der jeweiligen Gegenseite im Oligopol auf - das heißt, der LEH verbesserte seine Gewinn-Marge drastisch auf absolut rund 10 bis 15 Prozent vom Verkaufspreis (statt sich mit einen schwachen Prozent oder gar Verlusten zufrieden zu geben), während die Gewinne der Molkereien zunächst ebenfalls explodierten.

E
s gab dabei jedoch ein Problem: Trotz generalstabsmäßig durchgeführter PR-Beschallung der Öffentlichkeit mit Halbwahrheiten und Lügen ("die chinesische Nachfrage...") sind Güter des täglichen Bedarfs hoch wettbewerbsintensiv und stehen besonders im Blick der Verbraucher. Die Kunden verhalten sich hier bei Preisveränderungen überaus kritisch, ja, sogar übersensibel. Man hätte nun erwarten können, dass die im Durchschnitt des gesamten LEH-Sortiments um rund 5 Prozent verteuerten Waren letztlich zu höheren Umsätzen im Lebensmitteleinzelhandel führen. Lebensmittel und tägliche Verbrauchsgüter gelten als schwer substituierbar. In Anbetracht der angeblich vorzüglichen Konjunktur hätten der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel also trotz der verstimmten Verbraucher um etwa 3-4 Prozent zulegen müssen.

Es kam anders.

Die Verbraucher sahen sich, auch wegen der teils drastischen Preiserhöhungen, stark bedrängt und die Umsätze im LEH rasselten herunter. Der Handel war nun in Not. Denn ein realer Umsatzverlust in Höhe von über 4 Prozent (trotz der Preiserhöhungen!) bedeutet für den Handel, dass er auf seinen Kosten weitgehend sitzen bleibt (Mieten, Personal, Strom, höhere Bezugspreise) und sich seine Gewinn-Situation deutlich verschlechtert hat. Es war ganz anders als es geplant war.

Er versuchte hier gegenzusteuern, indem er - aufmerksamkeitsheischend - die Milchpreise wieder senkte und seine oligopolistische Marktmacht zu ebendiesen Zweck einsetzte. Die Preise von verarbeiteten Produkten wie Käse u.a. blieben gleichwohl unverändert hoch, ebenso die übrigen Lebensmittelpreise. Das Vertrauen der Verbraucher bleibt gestört.

Binnenkonjunktur? Antwort: mausetot. Auch wenn die beschriebene Kontraktion im Einzelhandel aus statistischen Gründen in den Folgemonaten weniger stark ausfallen wird, ist es mehr als nur eine Delle. Magere Jahre werden kommen.